Die Rapper sind schuld!

Man soll nicht glauben, was im Internet steht, steht im Internet.

Hip-Hop kommt in der Berichterstattung häufig nicht gut weg. Wobei, wirklich über Hip-Hop wird nur selten berichtet. Es geht in erster Linie um Rapper – besonders Gangsta- und Skandal-Rapper stehen regelmäßig im Fokus. Bei Sprachakrobaten dieses Genres kann man sich darauf verlassen, dass sie von Zeit zu Zeit für plumpe Schlagzeilen sorgen. Wenn es nicht so läuft mit der Karriere, werden radikal Prominente beleidigt oder völlig deplatzierte Nazi-Vergleiche gezogen – die Medien stürzen sich auf das Thema und schon dreht sich die Aufmerksamkeitsspirale.

Dieser Blog verfolgt keineswegs das Ziel, Rapper zu verteidigen und Hip-Hop zu schützen. Solch eine defensive Haltung führt nur zu irreführenden Grundsatzdebatten über den sogenannten guten Geschmack. Vielmehr sollen die Beiträge das Facettenreichtum dieser Kultur aufzeigen, ohne an geeigneter Stelle mit Kritik zu sparen. Hip-Hop wird dabei nicht auf Rap begrenzt, sondern umfasst die ursprünglichen vier Elemente (DJing, B-Boying, Graffiti-Writing, MCing) und aktuelle Trends.

Ein B-Boy zeigt seine Kunst in Denver, USA. © Colin Lloyd / Unsplash
Ein B-Boy zeigt seine Kunst in Denver, USA. © Colin Lloyd / Unsplash

Breakdance: Von der Subkultur zu Olympia

Breakdance wird ins Programm der Olympischen Spiele 2024 in Paris aufgenommen. Das erklärte Ziel: Die Spiele sollen urbaner werden und mehr junge Menschen anziehen und begeistern. Innerhalb der Hip-Hop-Szene wird das kommerzielle Interesse eher kritisch bewertet. Diese Haltung hängt stark mit den Anfängen dieser Kunstform zusammen – Zeit für einen Rückblick.

Das Problem beginnt schon beim Namen: Ein Großteil der B-Girls und B-Boys spricht vom Breaking oder B-Boying, nicht vom später in den Medien kursierenden Wort Breakdance. Die ursprünglichen Crews im New York der 1970er-Jahre waren eher ungebetene Gäste, da sie sich häufig Wettkämpfe lieferten und so den Rest des Publikums vom Tanzen abhielten. Entstanden ist der Tanzstil auf den sogenannten Block Partys in den Straßen und Parks, die als Alternative zu den teuren Diskotheken entstanden. Hier konnten sich alle Jugendlichen aus der Nachbarschaft treffen, es gab keinen Eintritt und keine Alterskontrolle.

Breakdance war eine Form des Ausdrucks für die Jugendlichen, die in der Bronx und Harlem aufwuchsen. Breakdance kombinierte akrobatische Moves, rhythmische Bewegungen und Ausdruckstanz. Im Laufe der Zeit hat sich Breakdance weiterentwickelt und ist heute eine weltweit anerkannte Kunstform. Das Wort Breaking leitete sich vom Musikgeschmack ab, den die Jugendlichen im New York der 1970er-Jahre präferierten. Discjockeys (DJ) wie Kool Herc erkannten, dass das Publikum besonders bei den instrumentalen Passagen ausgelassen tanzte. Diese Passagen wurden „breakdown sections“ – oder kurz „breaks“ – genannt und konnten durch die Kombination von zwei Plattenspielern beliebig verlängert werden.

Breakdance: Premiere bei den Olympischen Jugendspielen 2018

Breakdance war bereits bei den Olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires Teil des offiziellen Programms. Die Tänzerinnen und Tänzer trafen dabei – angelehnt an die Historie dieses Hip-Hop-Elements – in sogenannten „Dancebattles“ aufeinander, die anschließend von einer Jury bewertet wurden. Qualifizieren konnten sich die Teams sowie einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Einsendung eines Videos. Als Sportart wird Breakdance offiziell der Welttanzsportvereinigung (WDSF) zugeordnet.

Durch die sogenannte Agenda 2020 war die bisherige Begrenzung auf 28 Sommersportarten bereits 2014 obsolet geworden. Seitdem können die Olympia-Gastgeber Vorschläge für zusätzliche Sportarten machen. Das Pariser Organisationskomitee (OK) hatte dem International Olympic Committee (IOC) daraufhin vier Sportarten vorgeschlagen: Breakdance, Surfen, Skateboarding und Sportklettern. So wollte man den Spielen eine urbanere Dimension verleihen, wie Tony Estanguet, Chef des Organisationskomitees, bei SPIEGEL Online äußerte. Die Olympischen Spiele sollten Estanguet zufolge mehr Sport in der Natur sowie mehr Kunst und Artistik beinhalten.

Breakdance: Wenn Straßenkunst olympisch wird

Die Olympischen Spiele sind stets ein Schauplatz für die besten Athleten der Welt gewesen, die in klassischen Disziplinen wie Leichtathletik, Schwimmen und Gymnastik um Ruhm und Medaillen kämpfen. Doch die Spiele sind auch ein Spiegelbild der sich verändernden Welt und wandelnden Interessen der Menschen. Paris 2024 wird definitiv ein neues Kapitel in der olympischen Geschichte aufschlagen, wenn Breakdance zum offiziellen Programm gehört.

Die Nachricht von der Aufnahme wurde von einer Vielzahl von Menschen mit Begeisterung aufgenommen. Insbesondere aus der Hip-Hop-Szene kamen laute Jubelrufe. Für viele Anhänger der Hip-Hop-Kultur ist die Berücksichtigung von Breakdance bei den Olympischen Spielen ein Zeichen der Anerkennung für diese subkulturelle Tanzform.

Doch nicht alle Hip-Hop-Fans sind gleichermaßen begeistert. Etliche User äußern insbesondere in den Foren der sozialen Medien Bedenken hinsichtlich der steigenden Kommerzialisierung der Kultur. Argumentiert wird oft ähnlich: Die Hip-Hop-Kultur galt einst als Sprachrohr für soziale und politische Anliegen und habe sich den Kritikern zufolge in den letzten Jahren zu einer Milliardenindustrie entwickelt. Oft wird dramatisch vom „Ausverkauf von Hip-Hop“ geschrieben. Die Befürchtung ist, dass die Olympischen Spiele diesen Trend verstärken könnten und die ursprüngliche Botschaft der Subkultur mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt wird.

Leistungsproblematik: Wer kann Kreativität objektiv bewerten?

Die Aufnahme von Breakdance in das olympische Programm stellt die Sportwelt und insbesondere die per se neutrale Jury vor die Herausforderung, die sportlichen und kreativen Leistungen der Tänzerinnen und Tänzer objektiv bewerten zu wollen. Im Gegensatz zu traditionellen Sportarten gibt es beim Breakdance keine klaren Regeln, nach denen man die besten Athletinnen und Athleten bestimmen kann. Die Schiedsrichterinnen werden sich auf Kriterien wie Technik, Ausdruck und Kreativität verlassen müssen.

Auch die Meinungen innerhalb der Breakdance-Community über die Aufnahme ins Olympia-Programm sind gespalten. Einige Tänzerinnen glauben, dass die Olympischen Spiele eine großartige Gelegenheit bieten, die Kunstform einem breiteren Publikum zu präsentieren und die Künstler für ihre harte Arbeit zu belohnen. Andere wiederum befürchten, dass die strengen Bewertungskriterien den kreativen Geist von Breakdance ersticken könnten. Es wird eine spannende Diskussion darüber erwartet, wie die Jury die Balance zwischen Sportlichkeit und Kunst in dieser einzigartigen Disziplin finden wird.

Breakdance bei Olympia: Chance oder Risiko für die Hip-Hop-Kultur?

Ob die Aufnahme von Breakdance ins Programm der Olympischen Spiele eher eine Chance oder ein Risiko für die Entwicklung und das Standing der Hip-Hop-Kultur darstellt, läuft letzten Endes auf die immer gleiche Frage hinaus: Ist es förderlich, Hip-Hop einem weltweiten Publikum näher zu bringen und die Kultur weiter zu verbreiten? Oder untergräbt das kommerzielle Interesse die Authentizität dieser Kultur? Beide Seiten haben ihre Befürworter und Gegner, eine eindeutige Antwort kann es an dieser Stelle nicht geben.

Objektiv betrachtet ist die Aufnahme von Breakdance in das Programm der Olympischen Spiele von Paris 2024 ein Meilenstein für die Hip-Hop-Kultur und die Straßenkunst an sich. Es wird eine interessante Reise werden: Eine Kunstform, die in den Straßen von New York begann, begibt sich auf die größte sportliche Bühne der Welt. Man darf gespannt sein, wie die Welt der B-Girls und B-Boys auf der olympischen Bühne wirken und glänzen wird.

Blick auf Heidelberg. © María López Jorgen / Unsplash
Blick auf Heidelberg. © María López Jorgen / Unsplash

Heidelberg: Zentrum der Hip-Hop-Kultur?

Die Hip-Hop-Kultur in Heidelberg gehört seit März 2023 zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz hat die deutsche UNESCO-Kommission entschieden, die Bedeutung der Hip-Hop-Szene in Heidelberg für die Entwicklung in Deutschland ins bundesweite Verzeichnis aufzunehmen. Damit erklimmt die einstige Subkultur die nächste Stufe zur Hochkultur. Stellt sich nur die Frage: Warum nochmal Heidelberg?

Die Entwicklung der Hip-Hop-Kultur in Deutschland ist eng mit den amerikanischen Kasernen und den hierzulande stationierten US-Soldaten verbunden. Ein gutes Beispiel dafür ist der New Yorker B-Boy Rico Sparks, der einen Teil seines Militärdienstes im Rhein-Main-Gebiet absolvierte und die neue Kunstform lokal bekannt machte. So ähnlich dürfte sich die Hip-Hop-Kultur auch in anderen Teilen von Deutschland verbreitet haben. Dazu kamen US-amerikanische Zeitschriften und Tonträger sowie Filme wie Wild Style, Stylewars und Beatstreet, die in Deutschland sogar in den Kinos liefen. Das ZDF-Auslandsjournal sendete im Dezember 1983 sogar einen Beitrag aus New York über die Hip-Hop-Kultur.

Obwohl es eine große Fangemeinde gab, entwickelte sich die Szene in Deutschland nur langsam und autark. Es gab keine großen Stars, kein professionelles Management und kaum mediale Berichterstattung. Dafür gab es jede Menge aktive Fans, die die Kultur nicht nur konsumieren, sondern sich das Know-how selbst aneignen wollten.

Was war so besonders an Heidelberg?

Ab 1985 formierten sich die ersten lokalen Fangruppen, die sich allmählich Kontakte zu Gleichgesinnten in anderen Regionen aufbauten. So entstand ein loses Netzwerk, das den Beginn der Hip-Hop-Szene in Deutschland markierte. Die Pioniere bauten Strukturen auf und schufen Voraussetzungen, von denen spätere Generationen profitierten. Man spricht hierbei von der sogenannten Alten Schule, zu der beispielsweise die Heidelberger Hip-Hop-Crew Advanced Chemistry um die Rapper Torch (bürgerlich Frederik Hahn) und Toni-L (Toni Landomini) sowie die Stieber Twins und Cora E. gehörten. Die Alte Schule lebte von einer aktiven Szene, die durch das ganze Land reiste, um ein Teil der neuen Kultur zu sein – man spricht auch von der „Tramperticket-Generation“.

Die Jams sind mit heutigen Konzerten nicht zu vergleichen. Es gab keine Shows mit festem Ablaufprogramm, sondern ein kreatives und mitunter chaotisches Zusammenkommen von Gleichgesinnten. Die Rapper standen zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Mittelpunkt, zahlreicher waren die Beatboxer, Writer und vor allem Breakdancer. Die Jam-Ära bildete den Startschuss für die überregionale Hip-Hop-Szene in Deutschland. Und die Aktivisten in Heidelberg waren maßgeblich an diesem Aufbau beteiligt. Zu Beginn reimte die Mehrheit der Rapper noch auf Englisch. Der Erste, der seine Reime in deutscher Sprache verfasste, ist unumstritten Torch aus Heidelberg. Dadurch beeinflusste er eine ganze Generation von Rappern. Band-Kollege Toni-L wiederum entwickelte als erster Künstler Doppelreime auf Deutsch.

Wie steht es um die Hip-Hop-Kultur in anderen Städten?

Man könnte sich jetzt kleingeistig darüber streiten, ob nicht auch andere Städte mit ihrer Hip-Hop-Szene als Immaterielles Kulturerbe deklariert werden müssten. Allerdings werden die Verdienste von Torch um die Hip-Hop-Kultur szenenintern immer wieder hervorgehoben. Die Absoluten Beginner etwa haben ihr 2016 erschienenes Album unter dem Namen Advanced Chemistry veröffentlicht – eine Hommage an die Hip-Hop-Crew, die als Begründer des deutschen Raps gilt.

Der volle Titel des Eintrags im bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes lautet zudem „Hip-Hop-Kultur in Heidelberg und ihre Vernetzung in Deutschland“. Gewürdigt wird also insbesondere auch die Vermittlerrolle der Heidelberger Hip-Hop-Szene sowie ihr offener Partizipationscharakter, den Torch und Co. stets betont und gefördert haben. Diese Herangehensweise bildete das Herz der neu entstehenden Kulturszene – und besonders in der Stadt am Neckar setzten sich die Aktivisten mit großer Leidenschaft für die Vernetzung ein.

Anstatt die Leistung der Hip-Hop-Szene der eigenen Stadt zu betonen, sollten sich Hip-Hop-Sympathisanten darüber freuen, dass „ihre“ Szene als Immaterielles Kulturerbe anerkannt wird. Ein weiterer Schritt von der Sub- zur Hochkultur.

Immaterielles Kulturerbe: Was bringt das?

Das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zeigt exemplarisch, welche lebendigen kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland praktiziert und weitergegeben werden – so steht es auf der Website der Deutschen UNESCO-Kommission. Das Verzeichnis wird in einem mehrstufigen Verfahren erstellt, die Vorschläge kommen direkt aus der Zivilgesellschaft. Das Ziel besteht darin, Aufmerksamkeit auf die ausgewählten Themen zu lenken, damit kulturelle Traditionen und Ausdrucksformen „erhalten, fortgeführt und dynamisch weiterentwickelt“ werden können.

Immaterielles Kulturerbe ist laut UNESCO ein Teil der kulturellen Identität einer Gemeinschaft oder Gruppe, die ihr Können und die Traditionen eigenverantwortlich pflegt. Eine direkte finanzielle Unterstützung ist mit der Auszeichnung nicht verbunden. Die Anerkennung kann aber genutzt werden, um Ressourcen aus kulturellen Fördertöpfen zu akquirieren. So soll in Heidelberg ein Hip-Hop-Forum entstehen, für das Torch laut Website der Stadt bereits sein Archiv mit rund 5.000 Gegenständen geplündert hat.

Und vielleicht reicht es auch schon, dass Menschen wie der Baden-Württembergische Kunststaatssekretär Arne Braun wieder mal die alte Platte von Advanced Chemistry auflegen, wie er gegenüber dem SPIEGEL äußerte.

Die Rapper Marteria (links) und Casper © magneticmeat
Die Rapper Marteria (links) und Casper. © magneticmeat

Rapper gegen Fremdenhass

Beim Gratiskonzert gegen Fremdenhass in Chemnitz traten neben anderen Musikern auch die Rapper von K.I.Z. sowie Marteria und Casper auf. Dieses Engagement von Hip-Hop-Repräsentanten sollte eine Selbstverständlichkeit und keine Schlagzeile sein – denn der Kampf gegen Rassismus ist in der DNA der Hip-Hop-Kultur fest verankert.

18 Verletzte, darunter drei Beamte. 37 registrierte Straftaten, unter anderem Körperverletzung und Sachbeschädigung. 8.000 Demonstranten aufseiten von AfD und Pegida, 3.000 Gegendemonstranten. Ein eindeutiges Kräfteverhältnis. Diese traurige Bilanz hat die Polizei Chemnitz laut ZEIT ONLINE nach den Ausschreitungen rechter Demonstranten am 1. September gezogen.

Der mediale Aufschrei war groß und sorgte dafür, dass sich am Sonntag rund tausend Bürger zu einer spontanen Versammlung unter dem Motto „Wir in Chemnitz – aufeinander hören, miteinander handeln“ versammelten. Ein starkes Zeichen nach einem Aufruf der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens. 

Wir sind mehr

Die Kirche blieb längst nicht die einzige Institution, die sich deutlich gegen Fremdenhass positionierte. Zahlreiche Politiker und Prominente meldeten sich zu Wort und selbst der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Seid Ra’ad Al Hussein, zeigte sich schockiert. Die meiste Beachtung fand jedoch das kostenlose Konzert gegen Fremdenhass am Montag unter der Parole #wirsindmehr – ein Motto, das zum Programm wurde.

Rund 65.000 Gäste machten deutlich, dass Chemnitz nicht den Rechten überlassen wird. Die Stadt hat ebenfalls reagiert und zwei Gegenveranstaltungen am Montag verboten, es sollte eine Party statt Pegida geben. Auf der Bühne engagierten sich neben Bands wie den Toten Hosen und Kraftklub auch die Rapper von K.I.Z. sowie Marteria und Casper für ein offenes und friedliches Miteinander.

Rapper stehen 2018 in einem schlechten Licht

Die deutliche Positionierung prominenter Gesichter der Hip-Hop-Kultur ist deshalb so wichtig, weil sich Rap in Deutschland 2018 nach dem ECHO-Skandal mit dem Vorwurf der Verbreitung antisemitischen Gedankengutes konfrontiert sieht. Insbesondere die viel beachtete Dokumentation „Die dunkle Seite des deutschen Rap“ dürfte bei Szenefremden für Kopfschütteln gesorgt haben und eventuell schon zuvor vorhandene Animositäten gegenüber Rap verstärkt haben. Moment. Antisemitismus? Fremdenhass? Innerhalb der Hip-Hop-Kultur? Da kann etwas ganz und gar nicht stimmen. Spulen wir ein wenig zurück …

Hip-Hop-Kultur von Beginn an international

Die Hip-Hop-Kultur entwickelte sich Ende der 1960er Jahre in der South Bronx, die zum „Inbegriff des Ghettos“ wurde. Geprägt war diese Gegend durch Arbeitslosigkeit, Verelendung und Kriminalisierung. In dieser trostlosen Umgebung wohnten nicht nur Afroamerikaner, sondern auch Juden und Lateinamerikaner sowie italienische, deutsche und irische Gemeinschaften. Der Stadtteil war durchweg international.

Die allgegenwärtige Langeweile setzte unter den Jugendlichen viele kreative Kräfte frei – die Geburtsstunde von Hip-Hop. Prägend für diese Anfangszeit war das Ausklammern der Nationalität. Es ging nicht darum, woher man kommt, sondern darum, zu zeigen was man kann.

Parallelen in Deutschland

In Deutschland gibt es einige Parallelen bezüglich der Anfänge der Kultur. In den 1980er Jahren wurden besonders die Kinder mit Migrationshintergrund von Hip-Hop angezogen. Mit Breakdance gab es plötzlich eine Möglichkeit, sich auszudrücken. Herkunft, Status und Sprache spielten dabei keine Rolle. Jeder konnte und durfte mitmachen. Die Hip-Hop-Kultur gab vielen dieser Jugendlichen eine neue Heimat, sie war sinnstiftend und bot eine alternative Form der Anerkennung.

Um diesen positiven Prozess zu fördern gab es in der sogenannten Alten Schule Aktivisten wie beispielsweise Torch, die die Ideen der von Afrika Bambaataa gegründeten Zulu Nation einbrachten – keine Gewalt, keine Drogen und Respekt vor anderen Menschen. Kurzum: Der Kampf gegen Rassismus gehörte und gehört zur DNA der Hip-Hop-Kultur. Und viele Rapper propagieren diese Haltung auch heute noch in ihren Texten. 

Kampf gegen Rassismus sollte selbstverständlich sein

Aus diesem Grund sollte ein Engagement von Rappern gegen Fremdenhass nicht im Geringsten verwundern. Ganz im Gegenteil. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Denn es gehört zu den Grundpfeilern dieser Kultur, blind gegenüber Stempel wie Nation, Religion und Hautfarbe zu sein. Und obwohl manche Rapper dieses Credo vergessen zu haben scheinen, ist die Mehrheit der Hip-Hop-Community weiterhin weltoffen und tolerant. #wirsindmehr